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Über

Die 3. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst unter der Leitung von Ute Meta Bauer präsentierte in den KW Institute for Contemporary Art und erstmalig im Martin-Gropius-Bau 50 Positionen zeitgenössischer Kunst sowie 35 filmische Arbeiten im Kino Arsenal.

Zentrales Anliegen der 3. Berlin Biennale war es, eine Verbindung zwischen lokalen Akteur*innen der Kunst- und Wissensproduktionen zu ermöglichen und so einen temporären, gemeinsamen Diskurs zu schaffen. Die künstlerische Auswahl der beteiligten Autor*innen, Filmemacher*innen, Kulturproduzent*innen und Künstler*innen traf Ute Meta Bauer vor dem Hintergrund der strukturellen Veränderungen, die die Stadt ca. 20 Jahre nach dem Ende des Ost-West-Konflikts erfahren hat. Berlin diente dabei als Referenzrahmen für die Präsentation eines breit angelegten, internationalen Spektrums an bildender Kunst, architektonischen, filmischen, performativen, sonischen und urbanen Inszenierungen. Darüber hinaus spiegelte die Ausstellung die Reflexion des Standortes, die spezifische Topographie der Stadt Berlin und das Verhältnis zu ähnlichen Bedingungen in anderen europäischen Metropolen.

Die fünf Themenschwerpunkte – genannt HUBS – zu Migration, Urbane Konditionen, Sonische Landschaften, Moden und Szenen und Anderes Kino, die größtenteils vor Ort erarbeitet wurden, stellten direkte Bezüge zum Ausstellungsort Berlin her.

Erstmalig wurde dreimal wöchentlich im Kino Arsenal am Potsdamer Platz ein umfangreiches Filmprogramm gezeigt. Neben Podiumsdiskussionen in den KW Institute for Contemporary gab es zahlreiche Kooperationen mit anderen Berliner Kulturinstitutionen wie der Heinrich-Böll-Stiftung, dem Künstlerhaus Bethanien, MaerzMusik, den Berliner Festspielen und der Schaubühne am Lehniner Platz. Ein weiteres Novum war die institutionelle Partnerschaft mit den Freunden der Deutschen Kinemathek und dem temporären Radioprojekt reboot.fm, das einmal wöchentlich eine Sendung zur 3. Berlin Biennale sendete.

Ihren Abschluss fand die 3. Berlin Biennale in der dreitägigen Veranstaltung Performance Jam mit Soundperformances, Konzerten, Lesungen und Modenschauen am letzten Ausstellungswochenende.

Kurator*innen

Ute Meta Bauer

3. Berlin Biennale, 14.2.–18.4.2004; Ute Meta Bauer, 2004; Foto: Anita Back

Grafische Gestaltung
novamondo

Katalogauszug

komplex berlin

Die Heterogenität Berlins, wie sie aus dem Mythos der Vergangenheit, der alternativen, subkulturellen und kulturkritischen Praxis der achtziger und beginnenden neunziger Jahre sowie den politisch und ökonomisch motivierten Neudefinition und Verschiebungen durch die Rolle als „neue“ Hauptstadt und Kulturmetropole resultiert, ist der Referenzrahmen der 3. berlin biennale. Ein breit angelegtes internationales Spektrum an bildender Kunst, architektonischen, filmischen, performativen, sonischen und urbanen Inszenierungen steht im Dialog mit berlinspezifischen Diskursen. [...]

Das Anliegen der 3. berlin biennale für zeitgenössische kunst ist es, lokale Zusammenhänge und Bedingungen, die daraus erwachsende Kunstproduktion sowie deren Verhältnis zu ähnlichen Strukturen andernorts in einer temporären Anordnung zu einem Gefüge sich verschränkender Diskurse zu verdichten. Das Potenzial kultureller Wissensproduktion zu nutzen, auf die Relevanz künstlerischer Äußerung in unserer Wahrnehmung von Zusammenhängen zu insistieren und durch eine mündige Einbeziehung des Publikums eine community of shared interests zu generieren, sind ein weiteres Anliegen dieser Biennale. Gleichzeitig werden durch Rückgriff auf ältere künstlerische Arbeiten Bezüge zu Situationen und Konstellationen der frühen achtziger Jahre ausgehend von einem Berlin des Hier und Jetzt hergestellt.

Die 3. berlin biennale stellt die eingeladenen künstlerischen Positionen, die größtenteils in Werkserien vorgestellt werden, neben so genannte Hubs zu Migration, Urbane Konditionen, Sonische Landschaften, Moden und Szenen und Anderes Kino. Der metaphorisch eingesetzte Begriff Hub ist der informationstechnologischen Fachsprache entlehnt und bezeichnet ursprünglich einen Datenverteiler in einem Computernetzwerk, dient aber auch als Ausdruck für einen Flughafen, der als Drehscheibe des nationalen und internationalen Luftverkehrs genutzt wird. Die von verschiedenen KulturproduzentInnen erarbeiteten Hubs markieren gesondert gestaltete Räume in der Ausstellung, die als Knotenpunkte und gleichsam Verteiler von Themen fungieren, die in Berlin virulent sind und hier deutlicher hervortreten, wo sich bedingt durch den Fall der Mauer und die deutsche Wiedervereinigung urbane und gesellschaftliche Veränderungen rasanter Vollzogen haben als in anderen europäischen Metropolen. In Verbindung mit den künstlerischen Arbeiten entsteht eine Nachbarschaft, die es einem vielschichtigen zusammengesetzten Publikum ermöglicht, zwischen den ausgestellten Arbeiten Querbezüge herzustellen, Fragestellungen aufzuwerfen, Kontexte anders zu sehen und selbst inhaltliche Verknüpfungen zwischen den Beiträgen vorzunehmen.

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