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HUB

Migration

Hito Steyerl

Der Martin-Gropius-Bau befindet sich in einem urbanen Spannungsfeld, das mit verschiedenen historischen Migrationsprozessen in Zusammenhang steht. Im Umfeld des Gebäudes wurden Migrationen ausgelöst, verhindert oder gesteuert. Die Entscheidungen und Vorstellungen, die hier entwickelt wurden, hatten oft an weit entfernten Orten Konsequenzen oder beziehen sich auf diese. Dieses Territorium verweist daher auf etliche andere Orte, deren Raumlogiken von hier aus gesteuert oder mitgestaltet wurden.

Auf dem Gelände des ehemaligen RSHA (Reichssicherheitshauptamtes) des NS-Staates, das östlich an das Gebäude anschließt, wurden Umsiedlungen, Deportationen und Massenmorde größten Ausmaßes, ebenso wie Import und Ausbeutung von ZwangsarbeiterInnen geplant und veranlasst.

Die Konsequenzen der nationalsozialistischen Kriegs- und Vernichtungspolitik führten nach dem 2. Weltkrieg zur Ausweisung von Deutschen aus Osteuropa, deren Verbände seit den 50er Jahren im Deutschlandhaus auf der südlichen Seite des Komplexes angesiedelt sind.

Auf der westlichen Seite auf dem Gelände des jetzigen Parkplatzes befand sich das Völkerkundemuseum, das im Kontext der deutschen Kolonialpolitik des ausgehenden 19. Jahrhunderts gegründet wurde.

Auch der Haupteingang auf der nördlichen Seite des Gebäudes ist mit der Geschichte einer Grenze verbunden. Er war seit Errichtung der Berliner Mauer 1961 mit der Grenze zur DDR identisch. Erst seit 1999 ist der Eingang, der direkt unterhalb des Raumes des HUB Migration liegt, wieder passierbar.

Von diesem gesperrten und wiedereröffneten Zugang, ebenso wie von bestimmten architektonischen Details des Martin-Gropius-Bau ausgehend, thematisiert das Projekt Euroscapes im HUB Migration Raumlogiken der Migration, die gegenwärtig in Europa implementiert werden. Seiner Ausgangskonzeption nach sollte der Martin-Gropius-Bau Erzeugnisse der weltweiten Kunstgewerbeproduktion beherbergen. Diesen globalen Anspruch verdeutlichen Mosaiken an den Fassaden, die verschiedene Länder und Epochen versinnbildlichen sollen, unter anderem die Mosaiken „China", oder „Griechenland". Diese architektonischen Bestandteile werden assoziativ mit verschiedenen Migrationsräumen in Europa verbunden.