Workshops
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8.–17.9.2016

Post-contemporary Art

Young Curators Workshop im Rahmen der 9. Berlin Biennale

Vor zehn Jahren riefen die Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst und ihre Kooperationspartner den Young Curators Workshop ins Leben, um Kurator*innen aus aller Welt die Chance zu bieten, sich bei der Berlin Biennale theoretisch und praktisch zu professionalisieren. Der Workshop dient dem Ideenaustausch und der Erörterung kuratorischer Inhalte und Praktiken mit dem Ziel, die Eigeninitiative und den internationalen Austausch zu fördern. Der Philosoph Armen Avanessian hat für die 13 Teilnehmer*innen aus 11 Ländern das Konzept für den Workshop im Rahmen der 9. Berlin Biennale entwickelt und das Programm sowie seine öffentlichen Begleitveranstaltungen unter den Titel Post-contemporary Art gestellt.

Aufstrebende Kurator*innen sehen sich mit einer unsicheren Beschäftigungssituation und einer unzureichenden finanziellen Vergütung konfrontiert. Deshalb sollte der zehntägige Workshop mitsamt seinen unterschiedlichen Aktivitäten – Seminare, Atelier- und Ausstellungsbesuche, Treffen mit etablierten Künstler*innen und Kurator*innen – neben der beruflichen Vernetzung seiner Teilnehmenden vor allem auch konkrete Projekte und Ausstellungsformate erarbeiten, die der Entwicklung eines kuratorischen Ethos beitragen. Der Young Curators Workshop wurde für den Aufbau neuer, langlebiger Infrastrukturen genutzt.

Die Theorie des Post-Zeitgenössischen diente dabei als thematischer Hintergrund: Laut Armen Avanessian hat sich die zeitgenössische Kunst aufgrund ihrer in den letzten Jahrzehnten eingegangenen engen Allianz mit der politisch-ökonomischen Realität des neoliberalen Kapitalismus zu einer prosperierenden dekorativ-kognitiven Industrie gewandelt. Heute, da die (denunziatorische) Geste der Kritik selbst institutionalisiert ist und zur Stabilisierung der bestehenden politischen und ökonomischen Systeme beiträgt, akzeptiert eine jüngere Generation von Künstler*innen und Kurator*innen Kunst in erster Linie als eine Ökonomie; sie ist an dem Marken-Potenzial von Kunstwerken (oder eigentlich der Kunst selbst) interessiert, das sich im Durchlauf durch die Institutionen herausbildet. Anstatt institutionelle Mechanismen nur bloßzustellen und zu kritisieren, verlegt sich diese nach-zeitgenössische Kunstpraxis darauf, die genannten Mechanismen zu aktivieren und sie auf ihre progressiven Tendenzen und Grenzen abzuklopfen.

Die Fragen, die sich aus der Praxis dieser post-zeitgenössischen Kunst ergeben, waren auch Kernfragen des Workshops. Können Biennalen und ähnliche Plattformen Ausgangspunkte für die Ausformung von Institutionen sein, die den Aufbau von Infrastrukturen weniger zurückhaltend, sondern offen strategisch angehen? Wie können Kapitalflüsse, die sich aktuell über ältere Souveränitätsformen – etwa den Nationalstaat, der auch für die Herausbildung des Biennale-Formats eine besondere Rolle spielte – hinwegsetzen, stärker in eine politisch fortschrittliche Richtung gelenkt werden?

Mitwirkende Kurator*innen

  • Vivek Chockalingam, Bangalore, IN
  • Rachel Dedman, Beirut
  • Kris Dittel, Amsterdam
  • Marina Reyes Franco, San Juan
  • Chabib Duta Hapsoro, Bandung, IND
  • Patricia Margarita Hernandez, New York, US
  • Sonia Kazovsky, Amsterdam
  • Jaõa Filipe Rebosa Laia, London
  • Sophie Lapalu, Paris
  • Kabelo Malatsie, Johannesburg, SA
  • Dan Meththananda, London
  • Mahan Moalemi, Teheran
  • Natalia Sielewicz, Warschau

Öffentliches Programm

Samstag, 10.9.2016
Post-contemporary Art
Podiumsdiskussion mit Victoria Ivanova, Suhail Malik und Tirdad Zolghadr, moderiert von Armen Avanessian
Studiolo, KW Institute for Contemporary Art

Montag, 12.9.2016
Future Institutions
Podiumsdiskussion mit Chris Dercon, Krist Gruijthuijsen und Julia Stoschek, moderiert von Armen Avanessian
Akademie der Künste, Pariser Platz

Weitere Gäste und Sprecher*innen

Elke aus dem Moore, Maike Cruse, Kathleen Ditzig, Bassam El Baroni, Anselm Franke, Gabriele Horn, Ana Janevski, Katrin Klingan, Alexander Martos, Bonaventure Soh Bejeng Ndikung, Georgia Sagri, Bernd M. Scherer, Alya Sebti, Adam Szymczyk, Joanna Warsza, Antje Weitzel und andere.

Der Young Curators Workshop Post-contemporary Art war eine Kooperation zwischen der Allianz Kulturstiftung, BMW Group, ifa (Institut für Auslandsbeziehungen) und der 9. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst. Die Teilnahme einer französischen Kuratorin wurde ermöglicht durch das Programm Jeunes Commissaires des Bureau des arts plastiques des Institut français Deutschland.

Der Young Curators Workshop wurde konzipiert von Armen Avanessian und organisiert von Maurin Dietrich, Krisztina Hunya und Valerie Amend.