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28.9.2019 | 11. Berlin Biennale c/o ExRotaprint

exp. 1: Der Mond ist im Amazonasgebiet

Performativer Vortrag von Mapa Teatro

Den Wind des Imperialismus in den Segeln, brechen Europäer*innen im Namen der Forschung auf, um alle Winkel der Erde zu vermessen. Expedition. Expansion. Ethnologie. Die Bewohner*innen der Welt werden auf anmaßende Weise identifiziert, klassifiziert, katalogisiert. Der weiße Mann macht sich den Planeten zum Untertan, er eignet sich dessen Ressourcen an, beutet sie aus. Ökologie. Ökonomie. Ökotrauma. Der europäische Expansionsdrang ist unendlich, die Ressourcen der Erde nicht. Die Welt ist nicht genug. 1969 startet die Apollo 12 ihren Flug. Die nächste Station ist das Weltall, die nächste Trophäe der Mond. Aber der Mond ist im Amazonasgebiet. In Zeiten von kolonialer Expansion und westlichem Universalismus bedeutet radikaler Widerstand komplettes Verschwinden.

Ausgehend von Hinweisen auf die Existenz eines indigenen Volkes, dessen Lebensversicherung die vollständige Isolation von der westlichen Zivilisation ist, entwirft das Theater-Kollektiv Mapa Teatro einen Prozess der Ethno-Fiktion. 18 heterogene Zeichen entfalten sich über ein Jahr hinweg und werfen Fragen über Sichtbarkeit, Verletzlichkeit und Fiktion aus einer postkolonialen Perspektive auf. Als erstes Zeichen im Rahmen des performativen Vortrags Der Mond ist im Amazonasgebiet werden die Erinnerungen eines „Guaquero“ [Totengräbers] erfahrbar. Auf seinen Raubzügen durch archäologische Stätten sucht er nach marktfähigen Schätzen und kommt den abgeschieden lebenden Indigenen gefährlich nahe. Geschichten von Schaman*innen, Entdecker*innen und Jäger*innen der Region, Gerüchte über benachbarte Stämme und Schädelfunde verbunden mit forensischen Analysen sind nur einige der Hinweise, die das Unsichtbare im Laufe verschiedener Formate materialisieren. Mapa Teatro lädt dazu ein, Stück für Stück Leerstellen der Geschichte zu erkunden. Die 18 Zeichen bilden ein Hologramm, das zum Greifen nah scheint, bei genauem Hinsehen aber gleich wieder verschwindet.

In Kooperation mit dem Goethe-Institut