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4.6.2016 | The Feuerle Collection, Berlin

Sonic Cripsis

Performance konzipiert von Daniel Steegmann Mangrané

In der Biologie beschreibt Krypsis die Fähigkeit eines Tieres zu verhindern, von anderen Tieren wahrgenommen zu werden. Obwohl damit insbesondere eine optische Tarnung durch Farbe, Form und Bewegung einhergeht, kann dies auch olfaktorische sowie akustische Verschleierung umfassen und sich entweder um eine Anpassung zur Raubtierabwehr oder um eine Raubtierstrategie handeln.

Der Ausdruck „Krypsis“ entstammt dem griechischen Wort für Verschlüsselung kryptos und bezeichnet etwas Verborgenes oder schwer lesbares. Die Entstehung der Informatik und die Massennutzung digitaler Technologien hat zunehmend Bedenken über Sicherheit und Datenschutz ausgelöst, sodass Verschlüsselung zu einem bedeutenden Thema der Absicherung geworden ist – sowohl auf persönlicher als auch auf nationalen Ebene.

Während Kryptolog*innen geheime Schriften und BiologInnen die Strategien von Lebewesen untersuchen, betrachtete der französische Philosoph Roger Caillois Krypsis aus einer ganz besonderen Perspektive: Indem er die Bäuche von Vögeln öffnete, bewies er, dass Krypsis als tatsächliche Verteidigungsstrategie nicht wirksam ist. So waren die Mägen der Vögel gleichermaßen mit Insekten mit und ohne Tarnung gefüllt. Was treibt Tiere dann dazu an, ihre Umwelt so bemerkenswert zu imitieren? Caillois formuliert die These, dass es sich bei Krypsis um ein mythologisches Verlangen nach Auflösung in der Welt handelt.

Kann dann unser Gebrauch von Sprache, Form, Bewegung oder Klang nicht auch ein Antrieb sein, sich in der Welt aufzulösen? Ein Weg zur Hingabe und Zugehörigkeit? Eine persönliche Auflösung in die Geometrie der Affekte?

In der Performance SONIC CRIPSIS übersetzen Flötist*innen einen geheimen Soundtrack in Flötenspiel, während sie zugleich den Inhalt verschlüsseln und mit der akustischen Umgebung verschmelzen.

Sonic Cripsis findet jeden Samstag während der Laufzeit der 9. Berlin Biennale statt.

Flötist*innen: Miriam Akkermann, Erik Drescher, Shih-Cheng Liu, Klaus Schoepp und Friederike Wendorf

Mit Unterstützung von Esther Schipper, Berlin