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Gefiltert durch Eisenhüttenstadt

Es ist einfach, in Berlin Kultur anzubieten, wo sich immer ein paar Besucher zu einer Ausstellung einfinden werden – selbst wenn sie extrem schwierig oder extrem eigenartig ist. Aber wie verhält es sich mit „vergessenen” Städten wie Eisenhüttenstadt? Werden auch dort die Leute kommen, um sich Kunst anzuschauen?

Eisenhüttenstadt ist eine kleine Stadt im östlichen Brandenburg, 120 Kilometer entfernt von Berlin. Sie entstand 1950 als „Stalinstadt”, eine sozialistische Modellstadt der DDR. Viele ihrer Einwohner waren im nahe gelegenen Stahlwerk beschäftigt (das heute zur weltgrößten Stahlfirma ArcelorMittal gehört). Seit sich Westdeutschland die DDR einverleibt hat, schrumpft die Stadt – etwa 20.000 Einwohner sind seit der Wiedervereinigung weggegangen. Eisenhüttenstadt scheint kein Gewinner der deutschen Transformation zu sein. Das Stadtzentrum ist spektakulär – restaurierte Gebäude im Stil des Sozialistischen Realismus, offene, sonnige Plätze und breite, etwas verlassen wirkende Straßen. Kulturelle Angebote sind rar.

Das Projekt beruht auf der Idee, einen Raum im Zentrum von Eisenhüttenstadt zu eröffnen und dort kulturelle Aktivitäten durchzuführen. Das Programm ist von zwei Berliner Kunstinstitutionen entwickelt worden: Berliner Künstlerprogramm/DAAD und me Collectors Room Berlin/Stiftung Olbricht. Mit der Organisation von Programmen in Eisenhüttenstadt und der Anwesenheit vor Ort stehen sie vor der Herausforderung, „gefiltert” und infrage gestellt zu werden. Die Idee ist, aktiv zu handeln und zu versuchen, die Bürger zu verstehen, ihre jeweiligen Bedürfnisse und die Situation in der Stadt. Was könnte das den Bürgern bringen – falls es überhaupt etwas bringt? Und inwiefern werden die Berliner Akteure gezwungen sein, ihre eigene Rolle als Institutionen zu überdenken?

von Artur Żmijewski

Nachdem die St. Elisabeth-Kirche für das Publikum geschlossen wurde, ist der Draftsmen's Congress nach Eisenhüttenstadt in die Straße der Republik 37 gezogen.

Blog zu Aktionen und Projekten im Rahmen der 7. Berlin Biennale in Eisenhüttenstadt