13.–29.6.2008
Paulina Olowska gestaltete einen Rahmen, in dem ihre eigenen Bilder aus der Serie Zofia Stryjeńska den Hintergrund für originale Arbeiten von Zofia Stryjeńska bildeten. Paulina Olowska präsentierte im Schinkel Pavillon eine gemalte Bodenarbeit, die sich auf das Design des polnischen Pavillons der 1925 stattfindenden internationalen Ausstellung der dekorativen Künste in Paris bezieht, für den Stryjeńska ihre Gemälde konzipiert hat.
Die Ausstellung Collaged Stryjeńska war die erste Präsentation von Stryjeńskas Arbeiten in einem zeitgenössischen Kunstkontext und bezog ihre Gemälde, aber auch eine kleine Sammlung von Gegenständen der Massenproduktion mit ein, die verdeutlichten, wie tief Stryjeńskas Bilder die polnische Populärkultur beeinflusst haben. Die Präsentation im gläsernen Oktagon des Schinkel Pavillon erinnerte bewusst an den polnischen Pavillon im Jahr 1925, da Olowska über die Anordnung der Arbeiten im Raum die Energie und Offenheit der Kompositionen in Stryjeńskas Arbeiten zu betonen versuchte.
Zofia Stryjeńska (1891–1974) war eine ebenso wichtige wie exzentrische Persönlichkeit innerhalb der polnischen Kunstszene der 1920er und 1930er Jahre, die sich nicht von gesellschaftlichen Rollen und Regeln einengen ließ. Der anerkannten "modernen" Künstler*innenavantgarde war sie zu naiv-volkstümlich, den patriotischen und nationalistischen Neo-Volkskünstler*innen dagegen zu freigeistig und innovativ. Stryjeńskas Bilder, Zeichnungen und Wandmalereien sind geprägt von einem narrativ-illustrativen, von Art déco beeinflussten Malstil. Zu ihren Lieblingsthemen zählten heidnische slawische Mythen, katholischer Volksglaube und polnische Folklore, wie die farbenfrohen Trachten und Tänze der Landbevölkerung. Gleichzeitig behandelte Stryjeńska ihre inhaltliche Motivwahl sehr kreativ und erfinderisch und schuf sich beispielsweise ihre eigenen slawischen Gottheiten oder zeigte glückliche Landfrauen in erotisch-selbstbewussten Posen. Höhepunkt in Stryjeńskas künstlerischer Karriere war die Teilnahme an der Weltausstellung Exposition Internationale des Arts Décoratifs et Industriels Modernes 1925 in Paris im polnischen Pavillon, dessen Hauptraum sie mit sechs großformatigen Gemälden ausstattete, die das Landleben im Wechsel der Jahreszeiten zeigten. Nach dem Zweiten Weltkrieg emigrierte Stryjeńska in die Schweiz, nicht zuletzt, weil sie sich weigerte, in die staatstreue Gewerkschaft der polnischen Künstler*innen einzutreten, und geriet immer mehr in Vergessenheit, während ihre Arbeit Eingang in die polnische Populärkultur fand. Erst 1989, nach dem Zusammenbruch des Kommunismus in Polen, wurden ihre Tagebücher veröffentlicht, und ihr Werk erhielt langsam wieder die Anerkennung und Aufmerksamkeit, die ihm gebührt.
Es waren die zeitgenössische Arbeitsweise und die Haltung, die Paulina Olowska, die Kuratorin der Ausstellung, faszinierten, und auch die Breite des künstlerischen Schaffens Stryjeńskas, die nicht nur gemalt und gezeichnet hat, sondern Illustratorin von Kinderbüchern und Kalendern, Mode-, Teppich- und Grafikdesignerin war sowie Spielzeuge, Bühnenbilder und Kostüme entwarf.