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HUB

Moden und Szenen

Regina Möller

Mode stellt ein komplexes Feld dar, das sich nicht allein auf Kleidung, den Wechsel von Trends oder ein Spiel mit historischen Kostümzitaten eingrenzen lässt. Sie steht in einer Wechselbeziehung zur Architektur und zum Interieur, zu Stadtraum, Tradition und Kultur, Kunstgattungen wie Skulptur und Porträt, Performance und Film. Sie setzt – bewusst und unbewusst – Zeichen, die kulturelle, alltägliche und geschlechtsspezifische Fragen aufwerfen, und nimmt einen Platz zwischen Theorie und Praxis ein. Mode ist gleichzeitig Text und Textil, Konzept und Schnitt, Funktion und Form, tragbares oder überhöhtes Zeichen. Eine zentrale Rolle fällt ihr bei der Konstruktion von Identifikationen und der Produktion von Selbstinszenierungen zu.

Der Untertitel des Hubs Moden und Szenen lautet Nahtstelle / Umbruch. Der Aspekt Nahtstelle versucht, Risse im gesellschaftlichen und historischen Stoff festzustellen, um diese auf neue Art zu vernähen. Dabei wird die Naht als sichtbare Spur hinterlassen. Der Hub markiert Nahtstellen und macht verschiedene, der Mode eingeschriebene Szenarios sichtbar. Fokus und Ausgangspunkt von „Nahtstelle“ sind Ost- und Westberlin in einem Zeitraum kurz vor und nach der Wende – Umbruch. Der Aspekt Umbruch bricht die Vorstellung auf von Mode als bloßem Stil und lässt sie als Kristallisationspunkt vielfältiger Kontexte und sich historisch verändernder Milieus erscheinen. Zentrale Themen sind die Alltags-, Arbeiter*innen- und Berufsbekleidung der früheren Deutschen Demokratischen Republik und die modische Verwertung von Arbeiter*innen-Kleidung im Westen. Ein weiteres Interesse gilt der sozialistischen Normgebung im Osten und dem Labelkult im Westen.

Der HUB Moden und Szenen stellt Kleidung nicht als körperlose Exponate vor, sondern bekleidet Damen- und Herren-Schneiderbüsten mit verschiedensten Informationsmaterialien. Auf diese Weise wird Kleidung als Bedeutungs- und Informationsträger behandelt. Die Büsten sind entlang des Verlaufs eines Nahtstichs angeordnet, durch den Umbrüche gesäumt werden. Ihre Nutzung als Informationsskulpturen thematisiert eine Nahtstelle zwischen Kunst, Mode und Alltag.