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Urbane Konditionen

Jesko Fezer, Axel John Wieder

Fünfzehn Jahre nach dem Mauerfall erscheint Berlin inzwischen integriert in die allgemeine Entwicklung der Städte im neoliberalen Raumgefüge. Die nachholende Berliner Entwicklung war jedoch wesentlich bemühter, schneller, härter und komprimierter und gerade deshalb anschaulicher und umkämpfter als die kontinuierlicheren und längerfristigen Veränderungen anderer Großstädte.

Verhandelt wurde dieser Prozess der "Normalisierung" in spektakulären, häufig medial begleiteten Erörterungen von Stichworten wie Architektur, Hauptstadtfunktion und Standortqualität. Im Rückblick wird deutlich, dass diese begleitenden Verhandlungen wesentlichen Charakter hatten und ihnen die wichtige Funktion zukam, Entwicklungspotentiale zu eruieren. Sie lassen sich als Teil eines postfordistischen Diskurses analysieren, der einen wohlfahrtsstaatlich bzw. staatssozialistisch geprägten Raum entlang den Leitlinien von Flexibilisierung und Entstaatlichung restrukturierte. Anstelle der bisherigen stadtplanerischen Leitbilder scheinen die Berliner Debatten nach 1989 Entwicklungsrichtungen vor allem als Möglichkeiten zu benennen. Räume, Ideen oder Pläne werden zu Angeboten, mit denen sich testweise die Durchsetzbarkeit räumlicher Reorganisationskonzepte überprüfen lässt. In diesem Sinne lässt sich die spekulative Berliner Planungskultur wie eine Verhandlungstechnik verstehen, die Entwicklungen entsprechend neuer Herrschaftstypen der Deregulation flexibel abgleichen kann.